Trost und Unterstützung statt Strafe
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- Kategorie: Schülerhilfe
Sinnvoll: Kritik äußern, aber auch trösten
Michael schließt die Haustür auf. Zögerlich betritt er die Wohnung. Ihm ist mulmig zumute. Traurig guckt er auf seine Schultasche. Dort liegt das Zeugnis drin. Wie wird die Mutter wohl auf die Fünf in Mathe reagieren? Hoffentlich nicht so wütend wie im letzen Winter, als die Noten ebenfalls nicht ihren Erwartungen entsprachen... Situationen wie diese gehören in vielen Familien zum Alltag, wenn es Zeugnisse gibt
Häufige Reaktionen: Wut, Strafe und Liebesentzug
Wenn Kinder mit schlechten Noten nach Hause kommen, sind die Eltern oft von ihren Sprösslingen enttäuscht. Und viele neigen dann dazu, ihrer Wut unkontrolliert Luft zu machen: sie schreien, sie schlagen, sie entziehen dem Kind ihre Liebe. Ein Verhalten, das mehr schadet als nützt. Denn das Kind bekommt Angst. "Es ist besser, sich den Wutausbruch zu verkneifen und sich erst einmal abzulenken", rät Ekkhart Krebs vom Kinderschutzbund. "Man kann jemanden anrufen oder dreht eine Runde um den Block und überlegt dann mit klarem Verstand, was die nächsten Schritte sind."
Die Eltern sollten mal überlegen, was sie sich für eine Reaktion von ihrem Chef wünschen, wenn sie im Büro Mist gebaut haben", sagt Klaus Kuhlmann. Fälle wie der von Monika gehören für den Psychologen, der bei der Stadt Köln im Zentrum für Schülerförderung, Bildungsberatung und Schulpsychologie arbeitet, zum Alltag. Sein Rat an die Eltern: "Es ist in Ordnung zu sagen: du hast Mist gebaut. Aber dann soll man es auch gut sein lassen und sein Kind in den Arm nehmen und trösten, es wieder aufbauen."
Druck führt immer zur Verweigerung
Viele Eltern machen ihren Kindern Druck, wenn es um die Schulnoten geht. "Dahinter steht die Panik, die Kinder könnten in der Schule scheitern und in unserer Leistungsgesellschaft verloren gehen", sagt Ekkhardt Krebs vom Kinderschutzbund. Aber Druck zieht immer Verweigerung nach sich. Die Eltern erreichen damit nicht, dass die Noten besser werden, sondern das Gegenteil. Auch kann das Vertrauen in Mama und Papa schwinden. Was also tun?
Ursachen für schlechte Noten erforschen
"Am besten ist, die Ursachen für die schlechten Noten heraus zu finden. Ist das Kind an der falschen Schule? Lernt es falsch? Gibt es Stress in seinem Umfeld?", meint Klaus Kuhlmann. Ein Grundproblem sei, dass Kinder heutzutage nichts mehr falsch machen dürften. "Vielmehr fragen sie sich: Kann ich das? Wenn ja, dann tun sie es, wenn nicht, lassen sie es meist bleiben." Wichtig sei deshalb auch, gemeinsam Fehler machen zu üben, auf den Anspruch der Perfektion zu verzichten. "Man kann dem Kind zum Beispiel sagen: bau das Lego-Haus nicht nach Vorlage, sondern so schief, das es gerade noch steht." Der positive Effekt: das Kind sieht, dass es nicht so wichtig ist, genau zu sein, sondern Spass zu haben und auszuprobieren.
Sich nicht vor professioneller Hilfe scheuen
Wer seinem Kind helfen will, kann sich an Organisationen wie den Kinderschutzbund oder den schulpsychologischen Dienst bei der Stadt wenden und bekommt dort professionelle Hilfe.
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